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Auerbach, Schillerschule, Autorin Gabriele Beyerlein liest vor sechsten Klassen, 28.11.2024; Foto: Thomas Zelinger

Autorin Gabriele Beyerlein las in der Schillerschule

Der erste Satz prägt den Ton der Geschichte: Gabriele Beyerlein las vor den sechsten Klassen aus ihrem Buch „Der schwarze Mond“ vor und berichtete über ihre Arbeit als Autorin.

Bensheim. Es war ein etwas anderer Morgen, der die Sechstklässler der Bensheimer Schillerschule am Donnerstag erwartete: Die Autorin Gabriele Beyerlein las einige Passagen aus einem ihrer Kinderbücher vor. „Ich kenne Bensheim, vor allem das Basinus-Bad“, knüpfte Beyerlein, die in ihrer Freizeit gerne schwimmt, gleich zu Anfang ihres Besuches einen direkten Kontakt zu den Mädchen und Jungen.

Seit 38 Jahren ist sie als Schriftstellerin tätig und schrieb über 30 Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ursprünglich stammt die 75-Jährige aus Bayern, musste ihren Wohnort aber wechseln, da ihr Mann eine neue Stelle in Darmstadt antrat.

Anfangs empfand sie es als unschön, ihre Freunde und Familie zu verlassen, versuchte aber, die positiven Seiten des Umzuges zu sehen: Ein Freibad befand sich gegenüber ihres neuen Hauses. Um das Schöne an dieser Veränderung weiterhin vor Augen zu haben, beschloss sie, zu schreiben und aus ihren Gedanken eine Geschichte zu formulieren. „Schreiben macht mich glücklich und ist nicht nur Arbeit für mich, im Gegenteil – es verbessert meine Laune“, betonte sie, bevor sie mit dem Vorlesen aus ihrem Buch „Der schwarze Mond“ begann.

Drei Jungen verschwinden auf mysteriöse Weise

Die Geschichte ist inspiriert von ihren Gedanken während des Umzugs und das Haus ihres Protagonisten sowie die Umgebung beschreibt ihr damaliges, neues Zuhause. In dem Fantasy-Roman beobachtet Jens, die Hauptfigur des Buches, drei Jungen, die bei einem alten Mann auf einem Flohmarkt eine magische Kugel kaufen. Dieser sagt den Jungen, sie müssten die Kugel im Wald reiben, was diese sofort umsetzen. Jens folgt ihnen in den Wald und sieht sie plötzlich nicht mehr.

Am nächsten Tag klärt ihn sein Vater darüber auf, dass die Jungen vermisst werden und Hubschrauber nach ihnen suchen. Jens weiß, dass er derjenige ist, der die drei zuletzt sah, bevor sie auf mysteriöse Weise verschwanden. Er begibt sich in den Wald – dort liegen die Fahrräder der Jungen noch immer im Gebüsch. Jens sieht die Kugel am Boden eines Brunnens, klettert hinein und reibt sie ebenfalls. Er gelangt in eine fremde Welt, als ihn ein alter, bärtiger Mann mit sich zieht. Jens befindet sich nun in einer Umgebung voller Magie und ist fest entschlossen, die Jungen zu retten.

Nachdem die Vorlesezeit ein Ende nahm und die Schüler neugierig auf die Geschichte gemacht wurden, durften sie Beyerlein alles fragen, was sie am Beruf einer Autorin interessiert. Auf die Frage eines Schülers, warum sie dieses Buch ausgewählt habe, antwortete Beyerlein: „Ich dachte mir, wenn mir drei sechste Klassen zuhören, muss ich etwas Spannendes mitbringen, damit es nicht langweilig wird.“

Für viele Bücher muss einiges an Vorarbeit geleistet werden

Für sie als Schriftstellerin sei der erste Satz mit das Wichtigste, wenn sie ein Buch schreibe. „Er gibt den Ton vor, mit dem man eine Geschichte erzählt“, verriet sie. Um ein Werk fertigzustellen benötige sie meist ungefähr ein Jahr, eine Seite zu schreiben dauere um die 45 Minuten. Es sei weniger das Schreiben, das Zeit in Anspruch nehme, viel mehr das Überarbeiten.

Viele ihrer Bücher würden zudem in früheren Zeiten spielen, in solchen Fällen müsse einiges an Vorarbeit geleistet werden: „Ich spreche dann viel mit Fachleuten, besuche Museen und recherchiere, wie das Leben zu dieser Zeit ausgesehen hat“, so die Autorin. Gabriele Beyerlein wusste noch nicht immer, dass sie Schriftstellerin werden will. Schon als Kind habe sie sich Geschichten ausgedacht, sei aber zu faul gewesen, diese aufzuschreiben. Ihre Kinder liebten es, abends Geschichten erzählt zu bekommen. „Das habe ich ein paar Jahre gemacht und irgendwann wollte ich ihnen eine selbstausgedachte Geschichte zu Weihnachten schenken“, erzählte sie. Während des Schreibens merkte sie, wie viel Spaß ihr dies bereitete, nach einiger Zeit nahm sie ihren Mut zusammen und veröffentlichte ihr erstes Buch.

Vorlesewettbewerb

Ein tatsächliches Lieblingsbuch von sich selbst habe sie nicht, aber fünf bis sechs, von denen sie denkt, es seien ihre erfolgreichsten Werke. Am besten verkauft hat sich ihr Roman „Die Sonne bleibt nicht stehen“. Derzeit schreibt sie nur noch Bücher in der Sparte Belletristik. Im Jahrgang der sechsten Klassen der Schillerschule spielt das Thema Lesen eine wichtige Rolle. Die Schüler setzten sich auch mit den Berufen eines Autors und Lektors auseinander.

Jedes Jahr findet ein deutschlandweiter Vorlesewettbewerb statt, der auch bei den Kindern sehr präsent ist. So hielt jeder Sechstklässler der Schillerschule eine Buchvorstellung und las eine Stelle daraus vor. Aus den drei Klassen wurden jeweils zwei Sieger gekürt, die anschließend beim Schulvorlesewettbewerb gegeneinander antreten. Der Schulsieger vertritt die Schule dann beim Kreisentscheid und hat sogar die Chance, deutschlandweiter Vorlesesieger zu werden.

„Ich glaube, es gibt wenige Berufe, in denen man so viele Schulen besucht und so viel vorlesen darf, wie ich“, sagte Beyerlein augenzwinkernd zum Abschluss ihres Besuchs in Auerbach.